Albwasserversorgung
Justingen ist darüber hinaus als Geburtsort der Albwasserversorgung berühmt. Die Schwäbische Alb ist als Karstgebirge äußerst wasserarm. In alter Zeit musste das kostbare Wasser in Zisternen und Hülen mühsam gesammelt werden. Doch das reichte nicht: bei trockener Witterung musste sommers wie winters mit Ochsenkarren zusätzliches Wasser aus den Flusstälern auf die Alb gefahren werden.
Angesichts dieser Not fasste der Ingenieur Karl Ehmann (1827 bis 1889) aus Cannstatt den Gedanken „das Wasser auf die Alb zu bringen". Doch nur drei kleine Albdörfer hatten den Mut, seine Planungen in die Tat umzusetzen: Ingstetten, Hausen ob Urspring und Justingen. In dem Justinger Bürgermeister Anton Fischer, der von Beruf Tierarzt war, fand er einen Helfer vor Ort. Tief gespalten war damals das Dorf in zwei Fraktionen: „die Nassen" (= Befürworter) und „die Trockenen" (= Gegner). „Die Nassen" setzen sich schließlich durch und gemeinsam mit dem Königreich Württemberg wagten dann die drei Albdörfer das schier Unmögliche: den Bau einer Wasserleitung: Im Schmiechtal bei Teuringshofen wurde ein Pumpwerk errichtet und eine Leitung in den Boden verlegt. Mittels Kolbenpumpen mussten ca. 200 Höhenmeter überwunden werden - zu damaliger Zeit eine herausragende Ingenieurleistung. Selbst die Rohre für die Wasserleitung konstruierte Ehmann selber - so etwas gab es noch nicht zu kaufen. Im Februar 1871 floss zum ersten Mal das Wasser den Berg hinauf und versorgte die drei Dörfern auf der Alb. Schnell erkannten die Zweifler und Gegner den Segen sauberen Wassers. Man wallfahrtete nach Justingen und besichtigte die Anlagen. Die heute noch bestehenden Albwasserversorgungsgruppen (Vorläufer der heutigen Zweckverbände) schossen aus dem Boden.
Die Geschichte der Albwasserversorgung in Justingen regte Josef Weinmann zu dem spannenden Roman „Der Schultheiß von Justingen" an - zur Lektüre bestens empfohlen!
Das alte Pumpwerk wurde bis 1964 betrieben, dann ersetzte modernere Technik das Pumpwerk. Zum 125. Jubiläum der Albwasserversorgung 1996 wurde das Gebäude durch die VEDEWA und die Stadt Schelklingen instandgesetzt und als technisches Museum zugänglich gemacht.